8 §. 3. Die Sündfluth und die Noachiten.
welche Noah kam, verletzen dessen jüngster Sohn und Enkel
die Ehrfurcht vor ihrem Vater so sehr, daß Noah Ln einen
prophetischen Fluch- und Segensspruch ausbricht, der das
Geschick seiner drei Söhne im Grundzugc verkündigt.
Und wirklich auf H a m' ö und seines Sohnes K a n a-
a n' s Geschlecht kam der Unsegen der Knechtschaft,
theils im leiblichen, theils im geistlichen Sinne, wie ins-
besondere noch an den ursprünglichen Völkern Afrika's
zu ersehen ist; dagegen erhielt sich in Sems Geschlechte,
das in Asien geblieben war, durch einen seiner Stämme
der N a m e d e s w a h r e n G o t t e s; und Japhet's, des
ältesten Sohnes, Geschlecht, das sich zum Theil über Asien,
so wie über ganz Europa ausbreitete, wurde nach langer
Abirrung von Gott in der Folge — als das semitische
Israel die wirkliche Erscheinung des ihm zunächst verheiße-
nen Erlösungsheils nicht erkennen wollte, — in die „Hüt-
ten Sem's" zugelassen, indem Japhet's Geschlecht sowohl
(besonders durch die ihm angehörenden Griechen und Römer)
die Herrschaft über die Länder der (südlichen) Semiten, als
auch zunächst jenes Erlösungsheil überkam.
Lange zwar suchten die neuen Menschen sich beisammen
zu halten, und bauten sich in der Ebene S i n e a r (später-
hin Babylonien und Mesopotamien genannt) eine Stadt
mit hohem Thurm, um im Hinblick auf diesen Mittcl-
punct sich nicht von einander zu verlieren und um sich zu-
gleich in ihrem Stolze einen großen Namen zu machen.
Da aber durch ein ungestörtes Beisammenleben des sich
fort und fort mehrenden Menschengeschlechts, dessen Glieder
sich noch dazu alle einander durch eine und dieselbe Sprache
ungehindert mittheilen konnten, auch die bereits wieder über-
hand genommene Sünde in's Gränzenlose gewachsen wäre:
so trennte Gott, seinem Heilsplane gemäß, die Menschen
durch Scheidung der Sprache in verschiedenredende
Völker, die immer weiter auseinander gehend die Erde,
so wie auf derselben ihre Bestimmung erfüllen sollten, inso-
fern nämlich für jedes Volk in dieser, gegen einander mehr
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Extrahierte Personennamen: Gott
Extrahierte Ortsnamen: Sems Asien Asien Europa Israel Babylonien Mesopotamien
46 §. 15. Die Patriarchenzeit.
Statt aber die Erfüllung dieser Verheißung abzuwarten,
greift Abram vor und nimmt auf Sarah's Rath die Ägyp-
terin Hagar zur Nebenfrau, und bekommt von ihr den
I s m a e l zum Sohne, den der Herr nicht als den Sohn
der Verheißung anerkennen konnte, ihn jedoch zum Stamm-
vater eines großen, aber wilden Volkes, der Ismaeliten
oder nachmaligen Araber, bestimmte.
Erft als Abram 99 Jahre alt war, verhieß der Herr
ihm von Sarah den Isaak, wandelt Abram's Namen
in A b r a h a m (d. i. Vater vieler Völker) und richtet einen
Bund mit ihm und durch ihn mit seinen Nachkommen auf.
^-ls Isaak herangewachsen war, sorgte Abraham durch
seinen treuen Knecht Elieser, daß Isaak ein Weib aus
Abraham-s gläubiger Verwandtschaft (tit Mesopotamien)
bekam. — Isaak's Ehe mit Rebekka war mit Zwillingen
gesegnet, und Rebekka hatte die Verheißung erhalten,- daß
der jüngere, Jakob und sein Stamm, über den älteren,
Esau und seinen Stamm, Herr werden, also in das Bun-
desverhältniß zu Iehovah treten sollte.
Da der alte blindgewordene Isaak dieser Verheißung
unkundig und vom Herrn nur im Allgemeinen der Bundes-
bestätigung versichert war, und demnach seinem altern
Sohne Esau den Erstgeburtssegen ertheilen wollte,
weiß es Rebekka, (tit der von der Angst erzeugten Meinung,
die Erfüllung der Verheißung eigenmächtig herbeiziehen zu
müssen), durch List dahin zu bringen, daß Jakob diesen
Segen bekommt.
Weil aber nun Esau deßhalb seinem Bruder nach dem Leben
trachtet, schickt Rebekka den Jakob, um ihn diesen Nach-
stellungen zu entziehen, mit des nichts ahnenden Isaaks
Bewilligung zu ihren Verwandten nach Mesopotamien.
^er geängstigte, über seine Mitschuld betrübte und
über seine Zukunft besorgte Jakob wird unterwegs vom
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Extrahierte Personennamen: Abram Sarah Isaak Isaak Isaak Isaak Abraham Isaak Isaak Rebekka Rebekka Jakob Isaak Isaak Rebekka Jakob Rebekka Jakob Isaaks Isaaks Jakob
§. 15. Die Patriarchenzeir.
47
Herrn durch die Verheißung getröstet, daß durch ihn der
Völkerfegen kommen solle.
Von seinem Oheim Laban ausgenommen, dient er ihm
vierzehn Jahre um R a h e l und Lea, und sechs Jahre um
einen Antheil an dessen Heerden. Erst nachdem ihm von
Lea die Söhne: Rüben, Simeon, Levi und Juda,
und von zwei Nebenfraueu die Söhne: Dan, Naphtüli,
Gad, Ass er, Jsaschar und S e b ü l o n geboren worden
waren, gebar ihm Rahel ihren ersten Sohn, den Joseph.
Durch die Sorgen und Prüfungen eines schweren Be-
rufsdienstes und Hausstandes geläutert, kehrt Jakob auf
des Herrn Weisung nach Kanaan zurück. — Unterwegs
erfährt er, daß sein Bruder Esau ihm mit 400 Bewaffneten
entgegenziehe; die Angst treibt ihn tief in's Gebet, und im
Ringen mit dem Herrn obsiegend, erhält er den Namen
Israel (Fürst Gottes), und findet beim Zusammentreffen
mit Esau dessen Her; zur Versöhnung gewendet.
Bei Bethlehem stirbt R a.h c l über B e n j a m in's Ge-
burt, und als Jakob in Hebron ankam, findet er zwar noch
seinen Vater, aber nicht mehr seine Mutter am Leben.
Nach Jsaak's Tode lebte Jakob, gleich seinen Vätern
als Fremdling in dem Lande, dessen künftigen Besitz der
Herr auch ihm für seine Nachkommen bestätigt hatte. Ein
Verbrechen, das die Söhne Jakobs an ihrem Bruder Joseph
begiengen, benützte Gottes Vorsehung zur nähern Einleitung
in die Erfüllung seiner Zusage.
Joseph wird nämlich von seinen ältern Brüdern aus
Neid und Haß an eine ismaelitische Karawane verkauft und
als Sclave nach Ägypten gebracht, wo er in Potiphar's
Hause durch treuen und verständigen Dienst sich dessen voll-
stes Vertrauen erwirbt, aber bald als Opfer der Verläum-
dung unschuldig in'sgefängniß geworfen wird. Ein Traum
P h a r a o' s giebt Veranlassung nicht nur zu Joseph's Be-
freiung, sondern auch zu seiner Erhöhung auf die höchste
Reichsbeamtenstufe, auf der er dem Lande ein großer Wohl-
thäter wurde.
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Extrahierte Personennamen: Lea Joseph Jakob Jakob Jakob Joseph Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Juda Kanaan Israel Gottes Bethlehem Hebron Gottes
48
$. 15. Die Patriarchenzeit.
Nachdem er die sieben fruchtbaren Jahre zu Anlegung
von vielen Getreidevorrathshäusern im Lande benützt hatte,
tritt die von ihm geweissagte Theurung ein, welche alle
Nebenländer Ägyptens schwer drückt und Jakob's Söhne ver-
anlaßt , nach Ägypten zu reisen und dort Getreide zu kaufen.
Aus den Prüfungen, die nun Joseph in Bezug auf Ben-
jamin mit ihnen anstellt, will er sehen, ob sie, die sein Leben
so gering geachtet hatten, unterdeß zur Sinnesänderung ge-
kommen und im Stande seyen, ihr Leben für den Bru-
der zu lassen.
Da sie, insbesondere aber Juda, diese Probe bestehen,
giebt sich ihnen Joseph zu erkennen, und lädt sie mit ihrem
Vater ein, nach Ägypten zu ziehen. Jakob zieht nun
(1706 v. Ehr.) mit seinem ganzen Hause, 66 Seelen stark,
nach Ägypten, wo ihm mit den Seinigen das fruchtbare
Weideland Gose n (im Nordosten Ägyptens) angewiesen und
die Freude zu Theil wird, noch 17 Jahre lang in der Nähe
von Joseph zu leben. Es geschah dies unter Pharao O si r-
t a s e n, dem dritten Könige der Hyksos-Dynastie oder der
Herrschaft der Hirtenkönige. (S. §. 9.)
Vor seinem Sterben nimmt Jakob die Söhne Joseph's,
Ephraim und M a n a sse, an Kindesstatt an, giebt dem
Juda das Erstgeburtsrecht, welches Rüben durch ein Ver-
gehen an seinem Vater verscherzt hatte, und weissagt seinen
Söhnen das künftige Geschick ihrer Stämme, insbesondere aber
dem Juda, daß aus ihm der göttliche Erlöser kommen sollte.
Nach Jakob's Tode lebte Joseph noch 71 Jahre mit
seinen Brüdern in Ägypten und befahl bei seinem Sterben,
daß, wenn sie der Herr einst nach Kanaan zurückführen
würde, sie seinen Leichnam mit dahin nehmen sollten.
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TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph Jakob Joseph Jakob Joseph
132 Z. 51. Kampf der Plebejer und Patricier.
Gesetzgebungs-Commission von zehn Männern,
Deeemvirn, gewählt, von der
4si Rom die e r st en g e sch r i e b e n en G e se tz e auf 10 Ta-
feln bekam, denen die für das nächste Jahr gewählten De-
cemvirn noch zwei Tafeln hinzufügten, weßhalb die ganze
Gesetzsammlung den Namen der Zwölftafelgesetze erhielt.
Diese letzten Deeemvirn aber mißbrauchten die ihnen ver-
liehene Gewalt zu willkührlicher Bedrückung der Plebejer,
und behielten ihre Amtsstellen über die festgesetzte Zeit. Als
daher zwei Nachbarvölker mit Krieg drohten, folgte das längst
unmuthige Volk den Deeemvirn nur ungern ins Feld.
Während das Heer zu Felde lag, erlaubte sich der allein
zurückgebliebene patricische Decemvir App ins Claudius,
von dem die bisherigen Bedrückungen vorzüglich ausgegan-
gen waren, eine Gewaltthat, welche den Sturz der Decem-
virn zur Folge hatte. Ilm sich nämlich der Virginia, der
Tochter des Plebejers Virginiuö, zu bemächtigen, bewog er
einen seiner Clienten, sie für das Kind seiner Sclavin aus-
zugeben und vor seinem Richterftuhl als Eigenthum anzu-
sprechen. Am Tage der letzten Entscheidung aber erschien
der eiligst vom Heere zurückgekehrte Vater der Virginia mit
ihr und ihrem Bräutigam — unter großer Theilnahme des
Volks — vor Gericht, und als Appius das Mädchen wirklich
dem Clienten zusprach und die bewaffneten Begleiter des De-
cemvirs die murrenden Plebejer vom Richterstuhle Hinweg-
trieben, stieß der Vater in der Verzweiflung seiner Tochter
das Messer in das Herz, um ihre Tugend vor dem Tyrannen
zu retten.
Ergriffen von diesem Anblicke, brach das Volk in Much
aus und die Claudier mußten fliehen; das unterdeß vom
Virginius benachrichtigte Heer kehrte in die Stadt zurück; die
Plebejer forderten Absetzung der Deeemvirn, und als sie von
den Patriciern verweigert wurde, zogen jene wieder auf den
heiligen Berg. Nun gab der Senat nach: die Decem-
virn mußten ihr Amt niederlegen; zwei davon,
darunter Appius Claudius, nahmen sich im Gefängniß das
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]